MDR-Pressemeldung zum Zukunftsforum am 8.5. in Zwickau
Automobilregion Südwestsachsen – Treffen zur Zukunft der Autoindustrie in Zwickau
Beitrag vom 8.5.2025 von Ralf Geißler, MDR aktuell >> Beitrag anhören
In Zwickau beraten heute Vertreter von Politik, Wirtschaft und Gewerkschaft über die Zukunft der sächsischen Autoindustrie. Anlass sind Pläne von Volkswagen, die Produktion am Zwickauer Werk zurückzufahren. Andreas Wächtler von der „Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen“ bezweifelte im MDR, dass das Werk künftig ausgelastet sein wird. Auch Aufträge für Zulieferer würden wegbrechen. Thomas Knabel von der IG Metall sagte, er hoffe auf langfristige Lösungen.
- Wegen geplanter Kürzungen bei VW bangen die Beschäftigten des Zwickauer Werks und regionale Zulieferer um ihre Zukunft.
- Um Arbeitsplätze zu erhalten, gibt es verschiedene Ideen von der Umnutzung des Werks bis zur Ansiedlung neuer Branchen in der Region.
- Die IG Metall fordert langfristige Strategien für die Automobilregion Südwestsachsen.
Fragt man Thomas Knabel nach der Stimmung im Volkwagen-Werk in Zwickau und den Zulieferbetrieben in der Umgebung, wird der IG Metall-Sekretär deutlich: „Nun, die Stimmung ist schlecht unter den Kolleginnen und Kollegen.“
Kein Wunder, da Volkswagen das Zwickauer Werk radikal zusammenspart. Dass man heute Nachmittag miteinander redet, Zulieferer, Gewerkschafter und Politiker in der Stadt nach neuen Ideen für die Automobilregion suchen, findet Knabel erstmal gut: „Das ist der Versuch, tatsächlich alle handelnden Akteure mal an einen Tisch zu bekommen, um gemeinsam über Strategien zu reden. Das ist in Sachsen ja nichts Normales. Wir befinden uns hier ja immer noch in einem Zustand, wo wir mehr ideologische Auseinandersetzungen miteinander betreiben und jeder macht so ein bisschen seins.“
Zukunft des VW-Werks in Zwickau bleibt ungewiss
Doch Reden allein wird die Automobilregion Südwestsachsen nicht retten. Am besten wäre, Volkswagen würde sich die Kürzung seiner Produktion nochmal überlegen. Nur der elektrische Audi Q4 soll in Zwickau künftig noch gefertigt werden. Dadurch brächen auch für viele Zulieferer Aufträge weg, sagt Andreas Wächtler von der „Initiative Transformation Automobilregion Südwestsachsen“:
„Das Werk braucht eine gewisse Auslastung. Mit einem Modell wird das nicht erreicht. Damit wird das Werk nie vernünftig produzieren, nie vernünftige Kennzahlen erarbeiten können. Das ist unmöglich.“ Doch die Entscheidung über weitere Modelle trifft der Konzern. Vergangene Woche hat sich Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter mit VW-Chef Oliver Blume getroffen. Panter gab sich anschließend optimistisch. Eine Interviewanfrage lehnte sein Ministerium allerdings ab.
Verschiedene Ideen zur Sicherung von Arbeitsplätzen
Eine Idee, um Jobs in der Region zu halten, wurde bereits öffentlich diskutiert: Volkswagen könnte am Zwickauer Werk eine Recycling-Strecke aufbauen. Wobei der Begriff Recycling etwas in die Irre führe, erklärt Dirk Vogel vom Verband der Autozulieferer Sachsen: „Es geht nicht zwingend darum, die Fahrzeuge zu zerlegen. Sondern gerade E-Fahrzeuge werden länger beim Kunden in Nutzung sein. Das heißt, die Fahrzeughersteller werden die Fahrzeuge zurücknehmen. Die werden praktisch auf den aktuellen Software-Stand und danach wieder in Verkehr gebracht. Auch dazu braucht man letztendlich professionelle qualitätssichernde Unternehmen. Und auch das ist etwas, was in Zwickau eine Rolle spielen kann.“
Außerdem denken Politik und Wirtschaft darüber nach, automatisiertes Fahren zu einem Schwerpunkt in der Region zu machen. Womöglich könnte man auch Firmen der Verteidigungsindustrie anlocken. Zu den Gedankenspielen gehörte zuletzt auch, das VW-Werk an einen chinesischen Hersteller zu verkaufen.
IG Metall fordert langfristige Lösungen
Für Gewerkschafter Knabel ist vor allem eines wichtig: Es braucht Lösungen, die mehrere Jahre tragen: „Wir haben keine Konzernzentralen bei uns. Wir sind Abarbeitungsstandorte – sowohl, was Volkswagen selbst betrifft als auch, was die Zulieferindustrie angeht. Und wir brauchen jetzt ein bisschen mehr, wir brauchen vor allem Kompetenz.“
Knabel klingt energisch, aber auch etwas allgemein. Eine schnelle Rettung für die Automobilregion ist jedenfalls nicht in Sicht, solange es bei den drastischen Kürzungen von Volkswagen bleibt.