Sachsen's Automobilzulieferer sind angespannt aber optimistisch - Ergebnisse AMZ-Branchenmonitoring Herbst 2021
Die Pandemie ist zurück – das bekommt auch die sächsische Automobilzulieferindustrie deutlich zu spüren. Denn der erhoffte Re-Start gerät durch Lieferengpässe, Kostensteigerungen bei Vormaterialien und ständige Produktionsunterbrechungen immer wieder ins Stocken. Zwar bleiben Sachsen‘s Zulieferer in ihren mittelfristigen Erwartungen und Planungen optimistisch – aber die ausgeprägte Planungsunsicherheit stellt ein unübersehbares Risiko dar.
Im Zeitraum 18. Oktober bis 5. November 2021 hat das AMZ Sachsen im Rahmen der Begleitung des Strukturwandels wieder Automobilzulieferer, Dienstleister und Engineering-Partner in Sachsen befragt. Diesmal haben sich 98 Unternehmen beteiligt. Für alle Rückmeldungen sagen wir herzlichen Dank.
Das Factsheet zeigt die detaillierten Umfrageergebnisse:
Die Situation im Herbst 2021
Wie angespannt die Situation immer noch ist, zeigt der Vergleich zum Vorjahr. Etwa 40 Prozent der Unternehmen melden selbst gegenüber dem Corona-Jahr 2020 rückläufige Umsätze und 31 Prozent rückläufige Mitarbeiterzahlen. Im Vergleich zu 2019 sind die Vor-Corona-Werte noch lange nicht erreicht.
Als wesentliche Ursachen dieser Entwicklung nennen die befragten Unternehmen nahezu gleichgewichtet fortbestehende Folgen der Corona-Krise, Materialprobleme sowie nicht planbare Volumenreduzierungen seitens der Kunden. Diese Situation wird noch einige Monate andauern. Die Mehrheit der Unternehmen erwartet eine Erholung erst in zwölf Monaten.
Schwierige Regulierung der Kostensteigerungen
Von Lieferengpässen und Kostensteigerungen bei den Vormaterialien sind nahezu alle Unternehmen ähnlich hoch betroffen (Anteil 80 Prozent). Die Versorgungskrise ist nicht nur eine Chip-Krise bei den OEM. Der Zulieferindustrie fehlt es an allem: Elektronikkomponenten, Stahl, Aluminium, Metalle, Kunststoffmaterialien und Granulate, Verpackungen, Baustoffe u. a.
Auch die historischen Höchststände bei den Material- und Energiepreisen machen den sächsischen Zulieferern zu schaffen. Kurzfristige Stornierungen von Abrufen durch die OEMs führen bei den Zulieferern zu Mehraufwänden durch Logistik, Lagerung und Rüstkosten. Ihnen fehlt es an Planungssicherheit durch intransparente Produktionsunterbrechungen. Den damit verbundenen hohen Volatitätsforderungen der OEMs kann die Produktionsplanung nicht mehr folgen. Die signifikant reduzierten Abnahmemengen haben einen hohen Einfluss auf die Fixkostenplanung der Lieferanten.
Für die Regulierung der Kostensteigerungen haben nur gut 16 Prozent der Firmen gesicherte Vereinbarungen. Zwei Drittel der Unternehmen setzen bei der (teilweisen) Kompensation von Mehrkosten auf Verhandlungen.
Zulieferindustrie befindet sich mitten im Strukturwandel
All dies vollzieht sich während des automobilen Strukturwandels und der sich beschleunigenden Trendwende zur E-Mobilität. Höher als in den Vorjahren verfügen jetzt bereits mehr Betriebe über Aufträge für Teile/Komponenten für Elektrofahrzeuge; allerdings weit überwiegend noch mit einem Umsatzanteil von kleiner 25 Prozent.
Strukturveränderungen erfordern weitere Investitionen
Trotz aller Belastungen und Planungsunsicherheiten bleibt Sachsen‘s Zulieferindustrie in ihrer mittelfristigen Perspektive überwiegend optimistisch. Wie schon im Vorjahr erwarten 89 Prozent der Betriebe ein Wachstum bzw. eine Bestandssicherung an ihren sächsischen Standorten. Unverändert planen auch erfreuliche 71 Prozent mittelfristig Investitionen in der Region, auch wenn es zahlreiche Herausforderungen wie die Personalverfügbarkeit und Anstrengungen zur Erreichung der CO2-Neutralität gibt.
Dies alles steht jedoch unter dem Vorbehalt, dass im Jahr 2022 eine nachhaltige Verbesserung und Stabilisierung der Rahmenbedingungen eintritt.